Was ist Homöopathie?
Die Therapie mit potenzierten Einzelmitteln nach den von Dr. Hahnemann und seinen Nachfolgern beschriebenen Heilgesetzen wird als „Klassische“ Homöopathie bezeichnet. Das Grundprinzip dabei ist, dass immer nur „ein Arzneimittel zu einer Zeit“ verordnet wird und in der Folge die Reaktionen des Patienten und der weitere Behandlungsverlauf genau beobachtet werden. Auf diese Weise können nicht nur akute, sondern auch tiefgreifende, chronische Krankheiten zielgerichtet behandelt werden.
Ursprung der Homöopathie
Der Begründer der Homöopathie als Heilmethode war der deutsche Arzt, Apotheker und Chemiker Dr. med. Samuel Hahnemann, geb. 1755 in Meißen, gest. 1843 in Paris.
Dieser übersetzte 1790 die Arzneimittellehre des Engländers William Cullen ins Deutsche. Cullen wies in seinem Werk auf die erfolgreiche und bewährte Behandlung des Wechselfiebers (Malaria) mit Chinarinde hin, was er auf deren magenstärkende Bitterstoffe zurückführte. Hahnemann jedoch zweifelte an der Richtigkeit dieses Wirkungsmechanismus und widerlegte ihn durch einen bis dahin einzigartigen Selbstversuch. Er nahm einige Tage lang pulverisierte Chinarinde ein. Zu seinem Erstaunen entwickelte er Symptome, welche denen des Malaria-Wechselfiebers sehr ähnlich waren.
Er wiederholte den Versuch mehrere Male, auch an seiner Frau und seinen Kindern. Die malariaähnlichen Erscheinungen traten unmittelbar nach der Einnahme auf, blieben eine Zeit lang bestehen und verschwanden dann wieder.
Die Hypothese Hahnemanns lautete nun: Die Chinarinde heilt nicht die Malaria, weil sie den Magen anregt oder dieses oder jenes im Körper bewirkt, sondern weil sie beim Gesunden Symptome erzeugt, die dieser Krankheit sehr ähnlich sind.
Diese grundlegende Erkenntnis überprüfte und bestätigte Hahnemann gemeinsam mit anderen in jahrelanger Arbeit an verschiedenen Substanzen.
1796 formulierte Hahnemann dann sein fundamentales Heilgesetz:
„Ähnliches wird durch Ähnliches geheilt oder: Similia similibus curentur.“
Später nannte Hahnemann seine neue Heilmethode dann Homöopathie (homoios = ähnlich; pathos = Leiden)
Im Laufe seiner weiteren Forschungen entwickelte Hahnemann dann eine einzigartige, bis heute verwendete Verfahrenstechnik, die Ursubstanzen, die dem Pflanzen-, Tier- und Mineralreich entstammen, mit Hilfe von Alkohol und Milchzucker zu den verabreichten Arzneimitteln aufzubereiten. _ Die Ursubstanz wird mit mehreren Teilen Lösungsmittel wie Alkohol oder Milchzucker verdünnt und verschüttelt bzw. verrieben. Den Vorgang nennt man Potenzierung.
Hängt die Wirksamkeit herkömmlicher Arzneien von der Menge der Wirkstoffe ab, verhält es sich bei homöopathischen Mitteln genau umgekehrt: Je höher die Potenz, das heißt je stärker Verschüttelung/Verreibung und Verdünnung, umso stärker die Wirkung - gerade auch dann, wenn der Ausgangsstoff nicht mehr in dem Medikament nachzuweisen ist.
In diesem scheinbaren Paradox liegt wohl einer der wesentlichen Gründe, weshalb es so schwer ist die Homöopathie zu verstehen.
Es wirkt nicht die Substanz selbst, sondern das Wesen, die Information die der Substanz zu eigen ist bewirkt eine Reaktion im Organismus und damit die Aktivierung der Selbstheilungskräfte.
Die homöopathische Behandlung
Erstanamnese
Die gründliche Erstanamnese ist die Basis für die gelingende homöopathische Behandlung. Dafür werde ich Sie im Vorfeld bitten, einiges an Material, wie die Krankheitsvorgeschichte der Familie, die eigene Krankengeschichte, Information über Impfungen, Operationen, Verletzungen, etc. zusammenzutragen und zum Termin mitzubringen.
Während des Gesprächs, welches bis zu 2 Stunden dauern kann, haben Sie Raum, ausführlich über Ihre aktuellen Beschwerden, ob körperlich oder seelisch zu sprechen. Ich benötige all diese wertvollen Informationen, um Sie im Ganzen kennen zu lernen und Sie in der für Sie angemessenen Weise begleiten und unterstützen zu können. Dabei werde ich oft auch nach individuellen Einzelheiten fragen, die Ihnen bisher als unwichtig erschienen sind.
Im Anschluss daran werte ich die Sammlung nach den Regeln der klassischen Homöopathie aus, um eine Arznei passend zu Ihrem Beschwerdebild zu finden. Das Ziel des Homöopathen ist es, das homöopathische Arzneimittel zu finden, welches in seinem Bild dem Bild des Patienten am ähnlichsten ist.
Jeder Patient wird unabhängig von der Diagnose als einzigartige, individuelle Persönlichkeit behandelt. Ziel einer Konstitutionsbehandlung ist nicht nur die Linderung oder Befreiung von körperlichen Beschwerden, sondern auch eine allgemeine Verbesserung der Lebenskraft.
Eine konstitutionelle Behandlung erfordert die sorgfältige Mitarbeit des Patienten. Je differenzierter, offener und vielfältiger die Hinweise sind, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass das passende Mittel gefunden werden kann.
Folgetermine
Die Häufigkeit der weiteren Termine richtet sich nach den Beschwerden. Bei chronischen Erkrankungen erfolgt die Folgeanamnese nach ca. 4 – 6 Wochen. Bei diesem Termin werden alle Reaktionen auf das Arzneimittel besprochen und dokumentiert. Anhand der Veränderungen wird die weitere Verordnung getroffen. Dabei ist es Ziel der Behandlung, dass nicht nur Ihre Beschwerden gebessert werden, sondern insgesamt das Wohlbefinden (z. B. Schlaf, Leistungsfähigkeit, Stimmung) und damit Ihre Lebensqualität gesteigert werden.
Dauer der Behandlung
In Akutsituationen kann eine homöopathische Behandlung sehr schnell, innerhalb von Minuten oder Stunden wirken. In den meisten Fällen wird hier oft nur eine bis wenige Arzneigaben notwendig sein.
Bei chronischen Krankheiten ist etwas mehr Geduld erforderlich. Erste Behandlungserfolge treten aber auch hier nach einigen Tagen bzw. Wochen ein. Generell gilt folgende Faustregel: Je länger eine Krankheit schon besteht, desto mehr Zeit wird für die Heilung benötigt. Es muss - wie bei einer Zwiebel - Schicht für Schicht abgetragen werden, um zu dem Kern vorzudringen. Die Dauer einer Behandlung ist immer vom Einzelfall abhängig. In diesen Fällen werden erwartungsgemäß mehrere Arzneien sowie Folgetermine/telefonische Kontakte stattfinden.
Grundprinzipien und Wirkungsweise
Akute Krankheit
Eine akute Krankheit oder Störung ist ein Ausdruck unseres Organismus, der in Unordnung geraten ist. Dabei sind die Symptome, die der Körper produziert, Versuche sich zu regulieren und sich über Haut und Schleimhäute zu reinigen, z.B. durch Fieber, Schnupfen oder Schwitzen. Bei einem funktionierenden Immunsystem klingen die Symptome nach einer bestimmten Zeit von selbst wieder ab. Hier kann die Homöopathie unterstützend, verkürzend und erleichternd zur Seite stehen.
Unterdrückung
Wird das Immunsystem bei seiner Arbeit gestört, wie z.B. durch Kortison, Fieber senkende Mittel, Salben etc., wird der Körper gezwungen, die Krankheit nach innen zu verlagern. Ein typisches Beispiel ist die Entstehung von Asthma bronchiale nach Salbenbehandlung von Neurodermitis. In der Homöopathie wird dieses Phänomen Unterdrückung genannt. Folge von Unterdrückungen sind häufig chronische Erkrankungen.
Chronische Krankheit
Auch bei einer chronischen Erkrankung ist das System aus der Balance geraten und auch hier werden Symptome zur Regulation produziert. Doch im Unterschied zur akuten Erkrankung kann der Organismus nicht von selbst Abhilfe schaffen. Grund ist häufig ein nicht ausreichend funktionierendes Immun- und Selbstheilungssystem oder auch miasmatische Belastungen.
Homöopathie und Schulmedizin
Krankheiten und Heilungsmöglichkeiten werden von der Schulmedizin und der Homöopathie unterschiedlich eingeschätzt. In der Schulmedizin wird die Arznei aufgrund der Diagnose (Name der Krankheit) ausgewählt, weil die Arznei vom Krankheitsprozess abhängt, den man für den Verursacher der Krankheit hält. Da nun jeder mit dieser Krankheit auch denselben Krankheitsprozess als Ursache hat, kann jeder Patient mit der gleichen Krankheit auch die gleiche Arznei bekommen.
In der Homöopathie dagegen wird die Arznei nicht aufgrund der Diagnose bestimmt, sondern nach der Art der Symptome.
Bei gleicher Diagnose braucht daher nicht jeder Patient die gleiche Arznei, da er oft unterschiedliche, individuelle Symptome zeigt, die wiederum eine ganz spezielle Arznei nach dem Ähnlichkeitsgesetz benötigt. Beide Sichtweisen können sich jedoch sinnvoll ergänzen. Da Homöopathie und Schulmedizin auf völlig anderen Ebenen wirken, ist es möglich, beide Verfahren zu kombinieren. Darüber hinaus gibt es schulmedizinische Medikamente, die man unter homöopathischer Medikation nicht sofort absetzen kann (Blutdruckmittel, Mittel gegen Epilepsie usw.). Auch hier ist eine parallele Therapie möglich.
So zum Beispiel möchte die Homöopathie eine hilfreiche Begleittherapie bei Krebserkrankungen sein. Die Nebenwirkungen einer Chemo- oder Strahlentherapie lassen sich gut homöopathisch behandeln. Das Fortschreiten des Krebswachstums ist u. a. von den körpereigenen Abwehrkräften abhängig. Da durch die Homöopathie gerade diese aktiviert werden können, ist eine homöopathische Behandlung von Vorteil.
Interessant sind auch die Heilungsverläufe nach Operationen, wenn diese homöopathisch begleitet werden. Die Homöopathie hat hier nicht nur Einfluss auf die Wundheilung sondern stärkt auch die Lebenskraft, so dass sich der Patient wesentlich schneller erholen kann.
Eine wachsende Offenheit der Schulmedizin für Ansätze der Homöopathie macht es den Patienten leichter, parallele Wege zu gehen!
Zu jeder homöopathischen Konstitutionsbehandlung gehört selbstverständlich das Abwägen wie viel Homöopathie und wie viel schulmedizinische Diagnostik und Therapie jeweils sinnvoll sind.